Die Sommermonate Juni, Juli und August 2022 haben im Bahnhofsbuchhandel für Aufwind gesorgt. Die Presse- und Buchspezialisten in Bahnhöfen und Flughäfen verzeichneten mehr Kund:innen und steigende Umsätze. Noch liegen zentrale Kennzahlen der Branche aber unter dem Niveau vor der Pandemie.
In den letzten beiden Jahren hatte der Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Reisebeschränkungen und neue Arbeits- und Mobilitätsgewohnheiten ließen die Besucherzahlen in Bahnhöfen und Flughäfen schrumpfen. Mit Beginn der Urlaubszeit 2022 ging es im Travel Retail weiter aufwärts. Die Erholung der vergangenen Monate hat sich fortgesetzt. Das geht aus einer Umfrage des Verbandes Deutscher Bahnhofsbuchhändler e.V. unter seinen Mitgliedern hervor.
Beim Umsatz und der Kundenfrequenz liegen die Presse- und Buchspezialisten an Gleis und Gate Ende August 2022 deutlich über dem Vorjahr, das allerdings pandemiebedingt sehr schwach ausgefallen war. Laut einer früheren Erhebung für den Geschäftsbericht des Verbandes war die Frequenz in den Verkaufsstellen des Bahnhofsbuchhandels bereits im Jahr 2020 um ca. 40% zurückgegangen und hatte sich auf dieser Basis im Jahr 2021 nochmals um ca. 7,5% verringert. Dieses beträchtliche Minus konnte noch nicht ausgeglichen werden. Im Sommer 2022 war die Kundenfrequenz im Bahnhofsbuchhandel noch immer bis zu zwanzig Prozent geringer als vor der Pandemie.
Durchweg positiv hat sich nach Auskunft der VDBB-Mitglieder der Durchschnittsbon entwickelt. Die Mehrheit der VDBB-Mitglieder berichten von deutlich zweistelligen Zuwächsen beim Umsatz pro Kunde – zum einen, weil verstärkt höherpreisige Segmente in den Bahnhofsbuchhandlungen nachgefragt werden. Zum anderen haben Preissteigerungen eine Rolle gespielt. Der Umsatz aus dem Verkauf von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern war im Sommer 2022 im Bahnhofsbuchhandel dennoch weiter rückläufig, wobei der Rückgang im Bereich Presse deutlich stärker ausfiel. Die Buchumsätze blieben vergleichweise stabil. Insgesamt bezifferten die VDBB-Mitglieder den Umsatzrückgang gegenüber 2019 im Bereich der Kernsortimente je nach Standort auf ‑5% bis ‑20 Prozent.
Auswirkungen des 9‑Euro-Tickets unklar
Der VDBB hat seine Mitglieder auch zu möglichen Auswirkungen des 9‑Euro-Tickets auf die Geschäftsentwicklung befragt. Hier zeigte sich kein einheitliches Bild. Zwar ist branchenweit wie beschrieben ein positiver Trend bei Kundenfrequenz und Umsatz sichtbar, aber eine Isolierung des Effekts des 9‑Euro-Tickets ist schwer bis unmöglich. Der positive Trend bei Frequenz und Umsatz könnte auch auf der allgemeinen Erholung nach den Corona-Einschränkungen basieren. Es gibt Bahnhofsbuchhändler, die gestiegene Umsätze in den Bereichen Convenience, Getränke und Tabakwaren verzeichnen und diese speziell auf Reisende mit 9‑Euro-Tickets zurückführen. Andere sehen eine generelle Konsumzurückhaltung oder halten gar negative Auswirkungen auf die Kauflaune durch überfüllte Züge und Bahnhöfe für möglich. Zweifelsohne eine Folge des 9‑Euro-Tickets ist dagegen, dass in Bahnhofsbuchhandlungen mit Fahrkartenverkauf der Umsatz mit dieser Dienstleistung eingebrochen ist.
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